Buchheim

"Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir. Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde" -Hildegunst von Mythenmetz

Sonntag, August 31, 2008

Feng Shui

Da man ja nicht immer nur der schöngeistigen Literatur frönen kann, las ich heute morgen zum Frühstück eine Zeitung mit dem Ziel, mich ein wenig über das aktuelle Geschehen in der Welt zu informieren. Recht unvermittelt stieß ich auf einen kleinen Artikel, welcher mich darüber in Kenntnis setzte, daß Kühe- genau wie auch Rehe und Hirsche- offenbar einen Magnetsinn besitzen, da sie sich stets- oder zumindest statistisch signifikant häufiger- in Nord-Südrichtung auf der Wiese drapieren.
Die Schlußfolgerung, auch der Mensch solle doch sein Bett entsprechend ausrichten, um eine erholsame Nachtruhe zu garantieren, wurde als etwas übereilt abgelehnt. Mich jedoch veranlaßte sie, die Zeitung zur Seite zu legen und mich stattdessen einmal mehr Christian Morgenstern zu widmen:

Nach Norden

Palmström ist nervös geworden;
darum schläft er jetzt nach Norden.

Denn nach Osten, Westen, Süden
schlafen, heißt das Herz ermüden.

[Wenn man nämlich in Europen
lebt, nicht in den Tropen.]

Solches steht bei zwei Gelehrten
die auch Dickens schon bekehrten-

und erklärt sich aus dem steten
Magnetismus des Planeten.

Palmström also heilt sich örtlich,
nimmt sein Bett und stellt es nördlich.

Und im Traum, in einigen Fällen,
hört er den Polarfuchs bellen.


Westöstlich

Als er dies von Korf erzählt,
fühlt sich dieser leicht gequält;

denn für ihn ist Selbstverstehung,
daß man mit der Erdumdrehung

schlafen müsse, mit den Pfosten
seines Körpers stets nach Osten.

Und so scherzt er kaustisch-köstlich:
"Nein, mein Diwan bleibt- westöstlich!"


Die Tatsache allerdings, daß die Kuhstatistik mit Hilfe von Google Earth erstellt wurde, begeistert mich dann doch.

Donnerstag, August 21, 2008

Es gibt keine Mafia!

Zugegeben, obiger Satz- ganz unabhängig vom diskutablen Wahrheitsgehalt- ist in Bezug auf diesen Beitrag im Grunde komplett sinn- und zusammenhangsfrei. Trotzdem fiel er mir gerade ein, als ich darüber nachgrübelte, warum ich so häufig, wenn ich "Truman Capote" sagen will, versehentlich "Al Capone" sage. Nun, ich kann es mir beim besten Willen nicht erklären und habe es inzwischen glücklicherweise auch recht gut im Griff. Meistens jedenfalls. Denn- ganz ehrlich- das ist schon ordentlich blamabel!
Aber kommen wir zu

"Baum der Nacht" von Truman Capote

Bei Kein & Aber erscheint seit einiger Zeit eine sehr ansprechende Ausgabe der Werke Truman Capotes, "Baum der Nacht" enthält sämtliche seiner Erzählungen. Grundsätzlich muß man sagen, daß glückliche Geschichten mit "Happy End" definitiv nicht sein Stil sind, ein Eindruck, den ich schon bei der Lektüre von "Sommerdiebe" hatte und der sich hier nur bestätigt hat.
Die Stimmung schwankt zwischen deprimierend, beängstigend und melancholisch. Ein starkes Gefühl des Verlustes- teilweise vage und undefiniert- ist für die jeweiligen Protagonisten und mit ihnen den Leser fast immer präsent. Einige der Erzählungen haben mich eher rat- und teilweise hilfslos zurückgelassen, andere haben mich wiederum sehr berührt.

Aber auch, wenn diese Erzählungen keine leichte, lockere Unterhaltung sind und man sie möglicherweise nicht in sowieso depressiver Grundstimmung lesen sollte, kann ich sie generell nur sehr empfehlen. Und mit Sicherheit werde ich noch weitere von Capotes Werken lesen.

Sonntag, August 17, 2008

Auf den zweiten Blick...

An dieser Stelle möchte ich mein kürzlich gefälltes Urteil über Henry James ein wenig revidieren. Beim ersten Lesen hatte mich die Erzählung "Das Privatleben" tatsächlich sehr ratlos zurückgelassen, die Lektüre von "Owen Wingrave" habe ich, da ich beim besten Willen keinen Zugang fand, dann abgebrochen. Vor wenigen Tagen habe ich nun das Buch erneut zur Hand genommen und muß sagen, daß mich sowohl die titelgebende Erzählung "Die Freunde der Freunde" als auch "Die Blamage der Northmores" sehr viel mehr angesprochen haben.
Ob das nun tatsächlich an einem anderen Erzählstil oder schlicht an meiner persönlichen Stimmung lag, sei dahingestellt, in jedem Fall ist es ein Beweis dafür, daß es sich durchaus lohnen kann, Geschichten eine zweite Chance zu geben.

Bei näherem Nachdenken, vielleicht sollte ich dann auch Thomas Manns "Buddenbrooks"... aber nein! Alles hat Grenzen, auch das Gewähren von zweiten Chancen. Hingegen werde ich mich wohl nächstens mal mit dem ebenfalls in der Bibliothek von Babel vertretenen

Franz Kafka (Band 12, "Der Geier")

beschäftigen, gegen den ich seit ewigen Zeiten eine nicht näher zu begründende Abneigung verspüre. Möglicherweise erlebe ich auch hier eine Überraschung...

Donnerstag, August 07, 2008

Ich habe Dich so lieb

Ich habe dich so lieb!
Ich würde dir ohne Bedenken
Eine Kachel aus meinem Ofen
Schenken.

Ich habe dir nichts getan.
Nun ist mir traurig zu Mut.
An den Hängen der Eisenbahn
Leuchtet der Ginster so gut.

Vorbei - verjährt -
Doch nimmer vergessen.
Ich reise.
Alles, was lange währt,
Ist leise.

Die Zeit entstellt
Alle Lebewesen.
Ein Hund bellt.
Er kann nicht lesen.
Er kann nicht schreiben.
Wir können nicht bleiben.

Ich lache.
Die Löcher sind die Hauptsache
An einem Sieb.

Ich habe Dich so lieb!


Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Joachim Ringelnatz!