Wedding Night
- eine Gastkritik von Ellinora Wutterdam -
Oh-kay, an dieser Stelle das offizielle Bekenntnis: Ich bin
total süchtig nach Chick-Lit, das heißt, Frau trifft Kerl, dann gibts viele
lustige Irrungen und Wirrungen, und am Schluss kriegen se sich mitsamt
amtlicher Knutscherei und allen weitergehenden Tätigkeiten. Halt was fürs Herz,
was für die Bauchmuskeln und was für die niederen Bedürfnisse, Ihr versteht
mich schon. Und wenn dann noch ne Hochzeit drin ist, dann... HACH!
So gesehen hätte
"Wedding Night" (deutsch: Das
Hochzeitsversprechen) von Sophie Kinsella
eigentlich ein Volltreffer sein
müssen. Ich darf den englischen Klappentext mal auf deutsch hier zitieren: Lottie
hat keine Lust mehr auf Freunde in einer Langzeitbeziehung, die sie jedoch
nicht heiraten wollen. Als ihr Ex-Freund Ben auftaucht und sie an ihren Schwur
erinnert, einander zu heiraten, falls sie mit 30 noch Single sind, zögert sich
nicht lang. Keine Dates und keine Verlobung – gleich direkt im Hochzeitskleid
zum Traualtar. Danach Flitterwochen auf den griechischen Inseln, wo sie sich
kennengelernt hatten. Aber nicht jeder freut sich über die schnelle
Hochzeit. Freunde und Familie versuchen sie zu verhindern. Werden Lottie und
Ben eine unvergessliche Hochzeitsnacht erleben – oder sie lieber vergessen
wollen? [Übersetzung von amazon.de, passt aber halbwegs]
Soweit, so gut, das hätte ganz nette Unterhaltung werden
können. Wenn denn das Buch nicht - wie soll ich sagen - weitaus mehr gehalten
hätte, als hier versprochen wurde! Die Geschichte fängt an damit, dass Lottie
und ihr Freund Richard im Restaurant sitzen, wo Richard seine Holde was
Wichtiges fragen will. Lottie ist so überzeugt, dass es bei der wichtigen Frage
um einen Heiratsantrag geht, dass sie das vorsorglich schon mal jedem
weiblichen Wesen steckt, das ihr im Restaurant über den Weg läuft - und auch
bei einem kurzen Klobesuch per Handy ihrer Schwester Felicity, genannt Fliss
(denke eigentlich nur ich bei dieser Abkürzung an Zahnseide?). Als Lottie beim
Kellner freudestrahlend Champagner zur Feier der Verlobung bestellt, schaut
Richard ziemlich dämlich aus der Wäsche, weil er von ebendieser Verlobung gar
nichts weiß. Natürlich kommts dann zum Eklat, und Lottie verlässt das
Restaurant als frischgebackener Single. Und zu diesem Zeitpunkt finde ich sie
bereits bratzedoof. Überhaupt, wer nennt denn seine Hauptfigur
"Lottie"?
Fliss, einige Jahre älter als Lottie und alleinerziehende
Mutter mitten in einer Horror-Scheidung, weiß, dass Lottie nach jeder Trennung
eine wüste irrationale Hau-Ruck-Aktion startet. Dieses Mal ist die Aktion
besonders folgenschwer, denn in Lotties Leben taucht kurz nach dem Eklat im
Restaurant ihre Urlaubsliebe Ben wieder auf. Beide treffen sich und
beschließen, so schnell wie möglich zu heiraten. Bens Beweggründe hierfür bleiben
zunächst im Dunkeln, in Lotties Fall ist es mal wieder eine besonders extreme
(und besonders bescheuerte) Form der Frustbewältigung.
Fliss tut zunächst alles, um die Hochzeit zu stoppen, hat
aber nicht den Hauch einer Chance. Heute beschlossen, morgen geheiratet,
übermorgen in die Flitterwochen auf die griechische Insel abgehauen, auf der
Ben und Lottie sich kennengelernt haben. Bei Fliss schrillen nun sämtliche
Alarmglocken, und sie hat die grandiose Idee, Lottie und Ben am Vollzug der Ehe
zu hindern, damit die Ehe ohne Probleme annulliert werden kann. Da Fliss
beruflich Hotels bewertet, setzt sie sich mit dem Hotel in Verbindung, in dem
Ben und Lottie abgestiegen sind. Da sie den Besitzer gut kennt, schafft sie es,
ihn dazu zu überreden, alle Hebel in Bewegung zu setzen, dass Lottie und Ben
nicht miteinander schlafen. Das ist zwar an sich schon haarsträubend, birgt
aber jede Menge komisches Potenzial, leider in der Umsetzung nicht wirklich
witzig. Lottie vermisst Richard fürchterlich und merkt dann auch relativ
schnell, dass die Idee, Ben zu heiraten, eher eine ihrer schlechteren war, weil
sie und er überhaupt nicht zusammenpassen, hat aber zu große Angst vor einem
Gesichtsverlust gegenüber ihrer Schwester, um die Reißleine zu ziehen.
Derweil taucht bei Fliss Bens Freund Lorcan auf, der die
ganze Hochzeitsgeschichte für genauso daneben hält, wie sie nun mal ist.
Überhaupt, Lorcan: die einzige halbwegs vernünftige Figur in diesem behämmerten
Buch. Dabei stellt sich raus, dass Ben ein verantwortungsloser Hallodri ist,
der sofort flüchtet, sobald die Dinge mal schwierig werden. Die Hochzeit war
für Ben ein idealer Vorwand. Nun ja, obwohl Lorcan angesichts Fliss'
Sabotageaktionen ziemlich entsetzt ist, kommen und Fliss sich näher und machen
sich selbst auf den Weg nach Griechenland, inzwischen in Gesellschaft von
Richard, der seine Nicht-Verlobung mit Lottie und die daraus resultierende
Trennung bereut. Lottie bekommt zufälligerweise mit, dass Fliss hinter den
ganzen Hindernissen hochzeitsnachtsbezüglich steckt, und dann ist natürlich
erstmal ordentlich Strom in der Tapete. Aber als Fliss dann mit Richard im
Schlepptau auftaucht, gibt es wieder Friede, Freude, Eierkuchen für alle und
ein Happy End. Finally.
Ich muss nix mehr schreiben, oder? Wenns trotzdem noch
jemand lesen will: Ich hab Dich gewarnt. Besorg ausreichend Alkohol, wirst es
brauchen. Higgs.
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