Buchheim

"Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir. Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde" -Hildegunst von Mythenmetz

Samstag, Juni 28, 2014

Wedding Night

- eine Gastkritik von Ellinora Wutterdam -

Oh-kay, an dieser Stelle das offizielle Bekenntnis: Ich bin total süchtig nach Chick-Lit, das heißt, Frau trifft Kerl, dann gibts viele lustige Irrungen und Wirrungen, und am Schluss kriegen se sich mitsamt amtlicher Knutscherei und allen weitergehenden Tätigkeiten. Halt was fürs Herz, was für die Bauchmuskeln und was für die niederen Bedürfnisse, Ihr versteht mich schon. Und wenn dann noch ne Hochzeit drin ist, dann... HACH!

So gesehen hätte 

"Wedding Night" (deutsch: Das Hochzeitsversprechen) von Sophie Kinsella 

eigentlich ein Volltreffer sein müssen. Ich darf den englischen Klappentext mal auf deutsch hier zitieren: Lottie hat keine Lust mehr auf Freunde in einer Langzeitbeziehung, die sie jedoch nicht heiraten wollen. Als ihr Ex-Freund Ben auftaucht und sie an ihren Schwur erinnert, einander zu heiraten, falls sie mit 30 noch Single sind, zögert sich nicht lang. Keine Dates und keine Verlobung – gleich direkt im Hochzeitskleid zum Traualtar. Danach Flitterwochen auf den griechischen Inseln, wo sie sich kennengelernt hatten. Aber nicht jeder freut sich über die schnelle Hochzeit. Freunde und Familie versuchen sie zu verhindern. Werden Lottie und Ben eine unvergessliche Hochzeitsnacht erleben – oder sie lieber vergessen wollen? [Übersetzung von amazon.de, passt aber halbwegs]

Soweit, so gut, das hätte ganz nette Unterhaltung werden können. Wenn denn das Buch nicht - wie soll ich sagen - weitaus mehr gehalten hätte, als hier versprochen wurde! Die Geschichte fängt an damit, dass Lottie und ihr Freund Richard im Restaurant sitzen, wo Richard seine Holde was Wichtiges fragen will. Lottie ist so überzeugt, dass es bei der wichtigen Frage um einen Heiratsantrag geht, dass sie das vorsorglich schon mal jedem weiblichen Wesen steckt, das ihr im Restaurant über den Weg läuft - und auch bei einem kurzen Klobesuch per Handy ihrer Schwester Felicity, genannt Fliss (denke eigentlich nur ich bei dieser Abkürzung an Zahnseide?). Als Lottie beim Kellner freudestrahlend Champagner zur Feier der Verlobung bestellt, schaut Richard ziemlich dämlich aus der Wäsche, weil er von ebendieser Verlobung gar nichts weiß. Natürlich kommts dann zum Eklat, und Lottie verlässt das Restaurant als frischgebackener Single. Und zu diesem Zeitpunkt finde ich sie bereits bratzedoof. Überhaupt, wer nennt denn seine Hauptfigur "Lottie"?

Fliss, einige Jahre älter als Lottie und alleinerziehende Mutter mitten in einer Horror-Scheidung, weiß, dass Lottie nach jeder Trennung eine wüste irrationale Hau-Ruck-Aktion startet. Dieses Mal ist die Aktion besonders folgenschwer, denn in Lotties Leben taucht kurz nach dem Eklat im Restaurant ihre Urlaubsliebe Ben wieder auf. Beide treffen sich und beschließen, so schnell wie möglich zu heiraten. Bens Beweggründe hierfür bleiben zunächst im Dunkeln, in Lotties Fall ist es mal wieder eine besonders extreme (und besonders bescheuerte) Form der Frustbewältigung.

Fliss tut zunächst alles, um die Hochzeit zu stoppen, hat aber nicht den Hauch einer Chance. Heute beschlossen, morgen geheiratet, übermorgen in die Flitterwochen auf die griechische Insel abgehauen, auf der Ben und Lottie sich kennengelernt haben. Bei Fliss schrillen nun sämtliche Alarmglocken, und sie hat die grandiose Idee, Lottie und Ben am Vollzug der Ehe zu hindern, damit die Ehe ohne Probleme annulliert werden kann. Da Fliss beruflich Hotels bewertet, setzt sie sich mit dem Hotel in Verbindung, in dem Ben und Lottie abgestiegen sind. Da sie den Besitzer gut kennt, schafft sie es, ihn dazu zu überreden, alle Hebel in Bewegung zu setzen, dass Lottie und Ben nicht miteinander schlafen. Das ist zwar an sich schon haarsträubend, birgt aber jede Menge komisches Potenzial, leider in der Umsetzung nicht wirklich witzig. Lottie vermisst Richard fürchterlich und merkt dann auch relativ schnell, dass die Idee, Ben zu heiraten, eher eine ihrer schlechteren war, weil sie und er überhaupt nicht zusammenpassen, hat aber zu große Angst vor einem Gesichtsverlust gegenüber ihrer Schwester, um die Reißleine zu ziehen.

Derweil taucht bei Fliss Bens Freund Lorcan auf, der die ganze Hochzeitsgeschichte für genauso daneben hält, wie sie nun mal ist. Überhaupt, Lorcan: die einzige halbwegs vernünftige Figur in diesem behämmerten Buch. Dabei stellt sich raus, dass Ben ein verantwortungsloser Hallodri ist, der sofort flüchtet, sobald die Dinge mal schwierig werden. Die Hochzeit war für Ben ein idealer Vorwand. Nun ja, obwohl Lorcan angesichts Fliss' Sabotageaktionen ziemlich entsetzt ist, kommen und Fliss sich näher und machen sich selbst auf den Weg nach Griechenland, inzwischen in Gesellschaft von Richard, der seine Nicht-Verlobung mit Lottie und die daraus resultierende Trennung bereut. Lottie bekommt zufälligerweise mit, dass Fliss hinter den ganzen Hindernissen hochzeitsnachtsbezüglich steckt, und dann ist natürlich erstmal ordentlich Strom in der Tapete. Aber als Fliss dann mit Richard im Schlepptau auftaucht, gibt es wieder Friede, Freude, Eierkuchen für alle und ein Happy End. Finally.

Ich muss nix mehr schreiben, oder? Wenns trotzdem noch jemand lesen will: Ich hab Dich gewarnt. Besorg ausreichend Alkohol, wirst es brauchen. Higgs.