Buchheim

"Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir. Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde" -Hildegunst von Mythenmetz

Donnerstag, März 20, 2008

Flöhebausch

- eine Gastkritik von Ellinora Wutterdam -

Wenn ein Weiberbuch wie "Höhenrausch" von Ildikó von Kürthy wochenlang die Pole Position der Spiegel-Bestsellerliste blockiert, wird es dafür wohl einen Grund geben.

Vielleicht die vielen hübschen Bildchen im Buch, die das Geschriebene aufs Trendigste unterstreichen.
Oder das tolle weiße Papier. Nicht so ein vergilbtes Zeug, wie man sonst immer bekommt.
Oder die Tatsache, dass einige Leute auch schon mal was anderes von dieser Autorin gelesen haben.
Oder die lustigen Luftballons auf dem Einband, der im Übrigen auch noch so schön blau ist.
Oder etwa... die Story?

Wie bitte, Story? Die Handlung stellt sich im wesentlichen so dar: Linda aus Jülich hat ihren Freund abgeschossen, weil er sie betrogen hat. Aus lauter Liebeskummer zieht sie nach Berlin, fängt dort eine Affäre mit ihrem viel älteren und obendrein verheirateten Nachbarn an, und am Schluss schießt sie beide in den Wind.

Ja, genau. Das wars. Mehr steht da nicht drin. Und wenn man nun glaubt, obiger Plot (?) würde nun wenigstens liebevoll ausgearbeitet – kannste vergessen.
Nun muss man aber 252 Seiten mit irgendwas vollkriegen, und die oben erwähnten bunten Bildchen reichen da genauso wenig aus wie die vielen fast leeren Seiten am Ende jedes Kapitels. Deshalb wird neben der Thematisierung von Lindas Liebeskummer und der Frage, ob ihr Geliebter denn ihretwegen wohl Frau und Kind verlässt und dann mit ihr einen auf Happy ever after macht, auch über jede Menge Zeug schwadroniert, was die Leserin (Männer lesen sowas nicht, und sie tun gut dran) so genau gar nicht wissen wollte, allem voran wird jede einzelne Problemzone des Linda'schen Körpers ausführlich gewürdigt. Leider erstreckt sich das nicht auf die Problemzone "Hirn", denn wir haben es hier mit einer egozentrischen Neurotikerin heftigsten Kalibers zu tun. Kann die ihre Figur- und Zellulitis-Probleme verdammt nochmal nicht für sich behalten und vielleicht demnächst mal ihre Badezimmerwaage wegschmeißen?

Aber damit nicht genug; vor lauter Vor- und Rückblenden, Mails und Telefonaten und nicht abgeschickten Liebesbriefen an den Ex wird man ganz kirre im Kopf. Ich hab mich denn auch zweimal durch das Buch quälen müssen, bevor sich mir die oben geschilderte Handlung in all ihrer Erbärmlichkeit erklärte. Aber das ist entschuldbar: Bei so viel unnötigem Geschwafel kann man schon mal durcheinanderkommen.
Der einzige Lichtblick in diesem diese Bezeichnung nicht verdienenden Roman ist Lindas Mailwechsel mit Andreas bzw. Andreas' Mails an Linda, in denen er sie als genau die Nervensäge entlarvt, die sie nun mal ist. Seinen Kommentaren konnte ich jedenfalls wunderbar zustimmen. Aber sonst... *schauder*

Am meisten ärgert mich an diesem Buch (schade um all die Bäume, die dafür abgemurkst wurden!), dass Frau von Kürthy ja angeblich DIE große deutsche Frauenversteherin ist und das Leben hunderttausender deutscher Frauen in ihren Büchern punktgenau beschreibt. Wenn die deutsche Frau sich so benimmt wie dort geschildert, ist es kein Wunder, dass die Deutschen aussterben, weil die deutschen Männer unter diesen Umständen lieber Single bleiben.

Falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte: Finger weg von diesem Machwerk! Verbringt Eure Zeit mit was Sinnvollem!

PS: Überhaupt, wer heißt denn Linda? Oder, wie in den anderen Romanen der I. v. K., Cora, Amelie, Annabell oder Elli? Neulich hab ich mal einen ganz anderen Roman gelesen, da hieß die Hauptperson Ute. Das fand ich mal richtig klasse.

Samstag, März 15, 2008

Goethe und die Eintracht

Heute habe ich etwas getan, das mir fast ein wenig peinlich ist- ich war bei einer Veranstaltung, die möglicherweise als fußballbezogen interpretiert werden könnte. Im Frankfurter Ostpark enthüllte nämlich der großartige F.W. Bernstein gemeinsam mit seinem Kollegen Henner Drescher den Elfmeterpunkt. Ein gewisser Fußballbezug ist also nicht ganz von der Hand zu weisen, trotzdem handelt es sich genaugenommen natürlich keinesfalls um ein Fußball-Event, sondern eindeutig um ein "Neue Frankfurter Schule"-Event. Und da F.W. Bernstein vor wenigen Tagen- am 4. März- 70 Jahre alt geworden ist, habe ich beschlossen, daß ich diese doch eher geringe Dosis Eintracht gerne ertrage, um ihm zu huldigen.

Herzlichen Glückwunsch Herr Bernstein! Mögen Sie uns noch lange erhalten bleiben, um uns mit Ihren wundervollen Zeichnungen, Kunst- und anderen Werken zu erfreuen.