Buchheim

"Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir. Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde" -Hildegunst von Mythenmetz

Mittwoch, März 28, 2012

Was e Gefuddel!

Regionalkrimis müssen nicht notwendigerweise schlecht oder "provinziell" sein, schließlich hat jede Krimihandlung auch einen Handlungsort, in den meisten Fällen einen dem jeweiligen Autor vertrauten Ort. Der im Taunus verortete

"Eine unbeliebte Frau" von Nele Neuhaus

jedoch ist ein schlechter Krimi, außerordentlich schlecht sogar. Ärgerlich sind schon die extrem holzschnittartigen Figuren, bei deren "Charakterisierung" die Autorin kein Klischee ausgelassen hat. Wirklich schlimm allerdings sind die logischen Fehler:
Zeit der Handlung ist Ende August, die ermittelnde Komissarin hat (Zitat) "vor einem knappen Jahr" ihren Mann verlassen. Im März. Ein kurzer kontrollierender Blick auf meinen Kalender bestätigte meinen Verdacht, daß zwischen März und August entweder 5 Monate oder 1 Jahr und 5 Monate liegen. In keinem Fall und mit noch so viel Toleranz und ungefähr-Angaben jedoch "ein knappes Jahr".
Der Ehemann der ermordeten titelgebenden unbeliebten Frau wird als "Anfang bis Mitte 40" beschrieben, seine Frau war 19 Jahre jünger, verheiratet waren die beiden allerdings bereits seit 7 Jahren. War die Gute da überhaupt schon volljährig? Die Tochter, mit der sie zum Zeitpunkt der Hochzeit schwanger war, ist jetzt übrigens 5. Ein kontrollierender Blick in ein Biologiebuch ließ mich auch an dieser Darstellung zweifeln.
Solcherlei Anzeichen einer fortgeschrittenen Dyskalkulie finden sich im Schnitt auf jeder zweiten Seite und es ist mir ein absolutes Rätsel, wie so etwas überhaupt passieren kann.

Zusätzlich scheint bei der Autorin nicht nur der arithmetische, sondern auch der moralische Kompass etwas fehljustiert zu sein.
Als Abschluß dieser Kritik daher ein Zitat, welches mich besonders sprachlos gemacht hat.
Ein Jahr vor dem Kennenlernen ihres künftigen Gatten "...fing sie etwas mit einem guten Freund von uns an. Seine Frau war hochschwanger, aber das scherte sie nicht. Als sie seiner überdrüssig war und ihm das sagte, erhängte er sich im Rohbau des Hauses, das er für seine Familie gebaut hatte."
Grundgütiger. Wird da tatsächlich Mitleid mit dem armen Mann erwartet? Abgesehen davon, daß ich der Meinung bin, das sollte weniger sie als ihn "scheren"- habe ich reflexartig wieder nachrechnen müssen: wie alt war sie da? 16? 17? Noch jünger? Ich halte es vorsichtig formuliert doch für moralisch recht fragwürdig, wenn ein- Verzeihung- notgeiler alter Sack sich an eine Minderjährige ranmacht, diese anschließend theatralisch zu beschuldigen, sie habe "ihn auf dem Gewissen".

Insgesamt ist dieses dilettantische und lieblose Gestümpere einfach nur ärgerlich und eine Beleidigung für meine Intelligenz!