Buchheim

"Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir. Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde" -Hildegunst von Mythenmetz

Sonntag, Januar 15, 2012

Und wieder mal eine Zeitreise

Ich hatte ja bereits vor einiger Zeit die außerordentlich spannenden und- eine bei Zeitreisegeschichten seltene Eigenschaft- in sich logischen Geschichten von Connie Willis gelobt. Wie bei jeder Art von Science-Fiction oder phantastischer Literatur muß man sich selbstverständlich auf gewisse Voraussetzungen einlassen, aber im Rahmen dieser Einschränkung sind die von Willis geschaffenen Realitäten ausgesprochen konsistent. 
Daher war ich sehr erfreut zu erfahren, daß ein neues Werk- diesmal sogar als Zweiteiler- erschienen ist.  

"Blackout/All Clear" von Connie Willis

hat als "Haupthandlungsort und -zeit" wieder das Oxford in der Mitte des 21. Jahrhunderts, die Handlung setzt einige Jahre nach dem "Doomsday Book" ein und man trifft auf einige bereits bekannte Protagonisten.  Dies ist allerdings auch schon die ganze Verbindung und somit lediglich ein für Willis-Erstleser irrelevantes "Gimmick" für Eingeweihte. Die zweite Handlungszeit ist während des zweiten Weltkrieges, überwiegend in London und einigen anderen in dem Zusammenhang historisch bedeutenden Orten in England. 

Obwohl ich die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite mit wachsender Spannung verschlungen habe, muß ich gestehen, daß ich insgesamt- vor allem im Rückblick- enttäuscht bin. Dies liegt weniger an den zahlreichen gekonnt ineinander verwobenen Zeit- und Handlungssträngen, sondern daran, daß Willis diesmal ihre eigenen in früheren Romanen sorgfältig eingeführten Gesetze und Prämissen über Bord schmeißt. 
So war es zum Beispiel quasi ein Naturgesetz, daß "Das Netz"- eine Art nicht näher spezifiziertes Raumzeit-Kontinuum- Zeitreisende nicht passieren läßt, wenn am Ziel die Gefahr bestand, die Geschichte zu verändern. Die in der Vergangenheit verbrachte Zeit war bei der Rückkehr zwangsweise immer auch in der Gegenwart vergangen.  
Die Geschichte in Blackout/All Clear beruht jedoch überwiegend darauf, daß diese Gesetze plötzlich ohne nähere Erklärung nicht mehr existieren. Und das führt leider zu der gesammelte Unlogik, die fast allen Zeitreisegeschichten zwangläufig innewohnt. Nun mag das nicht jeden potentiellen Leser so stören wie mich, jedem, dem dramaturgisch begründete logische Schwächen gleichgültig sind, kann ich Willis' neues Werk nur uneingeschränkt empfehlen. Dem Rest mit Einschränkungen.