Buchheim

"Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir. Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde" -Hildegunst von Mythenmetz

Samstag, April 18, 2009

"Blast, Winde, blast die Backen!"

Vor kurzem suchte ich die örtliche Buchhandlung auf, um dort einen Island-Reiseführer zu erstehen. Beim durchstöbern stieß ich auf

"Fool" von Christopher Moore

und erfuhr bei Lektüre des Klappentextes, daß es sich bei dem Titelhelden um den Narren am Hofe König Lears handelt. Dem konnte ich als bekennender Shakespeare-Afficionado selbstverständlich unmöglich widerstehen, so daß ich das Buch umgehend kaufte. Es hat sich gelohnt. Der wundervoll respektlose, aber trotzdem nie mißachtende, ja, eigentlich hochachtungsvolle Umgang mit dem Stoff hat mir außerordentlich gefallen. Ich halte diese Balance für eine große Kunst und habe bei der Lektüre sehr viel Spaß gehabt. Zunächst hatte mich das Übermaß an... nun... ausgelassenen Unanständigkeiten ein wenig irritiert, aber zugegebenermaßen hat auch der große Meister selbst dies in Perfektion beherrscht, wenn auch nicht unbedingt in den Tragödien. Bei der Gelegenheit möchte ich auf die- im Grunde sehr schönen- Übersetzungen von Christoph Martin Wieland hinweisen, der des öfteren einzelne Szenen und Auftritte durch eine kurze Zusammenfassung der Handlung ersetzte, wenn ihm diese zu unanständig erschien. Wundervoll beispielsweise die dritte und vierte Szene im ersten Auzug von "Was ihr wollt", die er durch den Satz "Diese beyden Zwischen-Scenen sind der Uebersetzung unwuerdig, und eines Aufzugs unfähig" ersetzte.
Wie auch immer- ich werde sicher in Zukunft noch weitere Romane von Christopher Moore lesen. Auch wenn es sich vermutlich nicht um ganz große Literatur handelt, so doch in meinen Augen zumindest um etwas tiefsinnigere Unterhaltung. Vor allem aber wird es heute abend die BBC-Produktion des King Lear im Skiwskibowskischen Heimkino auf großer Leinwand geben.