Buchheim

"Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir. Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde" -Hildegunst von Mythenmetz

Donnerstag, November 08, 2007

"Ilsebill salzte nach"

So lautet angeblich der schönste erste Satz der deutschsprachigen Literatur. Tja, was soll man dazu noch sagen? Am besten gar nichts. Stattdessen möchte ich diesen Hinweis auf eine mangelhaft gesalzene Mahlzeit zum Anlaß nehmen, das folgende zauberhafte Werk zu empfehlen:

"Literatur als Qual und Gequalle. Über den Kulturbetriebsintriganten Günter Grass" von Klaus Bittermann (Hg.)

Klaus Bittermann hat in diesem Bändchen zahlreiche Beiträge der "üblichen Verdächtigen" (F.W. Bernstein, Eckard Henscheid, Wiglaf Droste, Oliver Maria Schmidt....) versammelt. Das ist unterhaltsam, bösartig, lustig, polemisch und auf gar keinen Fall zu ungesalzen. Und es hat sehr viele schöne erste Sätze, von jedem Beitragenden einen.

Generell werden erste Sätze meiner Meinung nach jedoch überschätzt. Viel wichtiger sind letzte Sätze, denn sie sind es, die den Leser verabschieden, die die Erinnerung und die Gefühle bestimmen, die er für den Rest seines Lebens mit der fiktiven Welt verbinden wird, die er soeben verlassen mußte. Wie zum Beispiel: "Es kamen keine Briefe mehr.", mit dem

"Wassermusik" von T.C. Boyle


uns verläßt.
Der Anfang dieses Romans lautet "Während die meisten jungen Schotten seines Alters Röcke lüpften, Furchen pflügten und die Saat aussäten, stellte Mungo Park dem Emir von Ludamar, Al-Hadsch' Ali Ibn Fatoudi, seine bloßen Hinterbacken zur Schau." Auch dieser Satz sehr gelungen. Zwischendrin gibt es noch ein Rezept für gebackenes Kamel (mit Füllung), dem es an nichts fehlt, auch nicht an Salz. Und es reicht für etwa 400 Personen. Wie viele Menschen hingegen sollen denn von einem einzigen ungesalzenen Butt satt werden?

1 Comments:

Blogger Edgar Loesel said...

Wohl gesagt Frau Skiwskibowski! Literarische Schönheit lässt sich nicht durch Zugabe von Salz erzwingen. Der Butt stinkt vom ersten Satze her!

5:19 PM  

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