Buchheim

"Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir. Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde" -Hildegunst von Mythenmetz

Freitag, Oktober 05, 2007

Den Pulitzerpreis...

...für originelle Namensgebung- wenn es denn so etwas gäbe- hätte eindeutig Herbert Rosendorfer verdient. Schon längst wollte ich diesem absolut großartigen Münchner Schriftsteller in diesem blog ein wenig- nein, eigentlich in aller Ausführlichkeit- huldigen, leider konnte ich mich für kein spezielles seiner vielen großartigen Werke entscheiden. Hier also ein paar Kurzempfehlungen für die immer noch viel zu zahlreichen Menschen, die Rosendorfer nicht kennen. Ausnahmsweise in diesem blog einmal mit Bild.
(von links nach rechts)

# "Großes Solo für Anton": große Klasse, vielleicht nicht der allereingängigste Rosendorfer zum Einstieg, aber in jedem Fall sehr empfehlenswert# "Die Briefe...": waren mein erster Rosendorfer und ich war sofort rettungslos angefixt. Wundervolle Beobachtung deutscher (speziell bayerischer) Gegenwart aus der Sicht eines chinesischen Mandarin aus dem 10. Jahrhundert. Die Fortsetzung ("Die große Umwendung") ist zwar auch recht lustig, erreicht die Briefe aber nicht annähernd
# "Das Messingherz": ein absolutes Meisterwerk, allerdings für den Einstieg etwas riskant, da eher lang. Bei der Lektüre kam mir zum ersten Mal der Gedanke an die Auslobung des eingangs erwähnten Pulitzerpreises
# "Die goldenen Heiligen": hat mir auch einigermaßen gefallen, gehört aber nicht zu seinen besten Werken, genauso der Liebhaber ungerader Zahlen
# "Ballmanns Leiden" ist wieder sehr komisch (Rosendorfer ist selbst Jurist und beschreibt die Zustände in Gerichtsstuben ausgesprochen lesenswert
# "Der Ruinenbaumeister" ist eher wirr, da habe ich keinen rechten Zugang gefunden
# Die Bücher daneben (selbstfahrendes Bett bis Donnerstage...) enthalten kürzere Erzählungen, das ist größtenteils das komischste, was ich jemals gelesen habe (vorausgesetzt, man mag diesen Humor, aber was haben andere Leute in diesem blog zu suchen?). Zum Einstieg sehr geeignet, da man den leicht (?) bösartigen Rosendorferschen Stil in kleinen Dosen genießen kann. Ich würde tatsächlich empfehlen, mit dem selbstfahrenden Bett und dann der absterbenden Gemütlichkeit oder den Donnerstagen anzufangen. Die Schönschreibübungen sind oft sehr kurz und ziemlich unterschiedlich, teilweise fand ich sie schwer zugänglich.
# "Bayreuth für Anfänger" ist vielleicht nichts für ausgesprochene Wagner-Afficionados, ich persönlich habe mich wunderbar amüsiert. "Salzburg..." ist ein eher schwächerer Abklatsch.

Sehr erwähnenswert sind im Grunde auch die Bände "Deutsche Geschichte. Ein Versuch", ein extrem unterhaltsam zu lesender, aber durchaus informativer und ernst gemeinter Abriß über die Geschichte der letzten 2000 Jahre (angefangen mit der Völkerwanderung- offenbar eine einzige große Party!). Der Begriff "deutsch" muß dabei allerdings (auch das sehr unterhaltsam) großzügig definiert werden.

Das ist natürlich alles extrem subjektiv und- was noch schöner ist- unvollständig! Da warten noch weitere Entdeckungen in der Buchhandlung!