Wissenschaftliches
Es ist ja immer schön, wenn man einer Vorliebe für vermeintlich triviale Unterhaltung- sei es Star Trek, Superhelden oder James Bond- durch die passende wissenschaftliche Sekundärliteratur einen seriösen Anstrich geben kann. Noch schöner ist es, wenn diese Sekundärliteratur dann nicht nur wichtig aussieht, sondern tatsächlich lehrreich ist.
Ein äußerst gelungenes Beispiel dafür ist
"Die Wissenschaft bei Sherlock Holmes" von E.J. Wagner
Ein äußerst gelungenes Beispiel dafür ist
"Die Wissenschaft bei Sherlock Holmes" von E.J. Wagner
Passenderweise widmet sich dieses Buch verschiedenen forensischen Methoden und den Anfängen der Gerichtsmedizin und das ausgesprochen informativ und spannend. Als Illustration der verschiedenen wissenschaftlichen Methoden wechseln dabei reale historische Fälle ab mit den Abenteuern des Meisterdetektivs.
Und auch wenn ich bedauernd zur Kenntnis nehmen mußte, daß die Art, in der Sherlock Holmes bravourös jeden Fall löst, so manches Mal doch etwas unrealistisch und zu optimistisch beschrieben ist, so wird der Genuß beim Lesen der Detektivgeschichten dadurch in keiner Weise geschmälert.
Eher im Gegenteil, denn ich bin- wie ich bekennen muß- passionierte Klugscheißerin und als solche wird es mir ein Vergnügen sein, bei Gelegenheit meine Mitmenschen mit forensischem Hintergrundwissen zu Sherlock Holmes zu beglücken.
Um die Anzahl solcher Gelegenheiten zur zweckfreien Klugscheißerei zu erhöhen, wandte ich mich hochmotiviert sogleich dem nächsten Band der bei Wiley erscheinenden Reihe zu.
"Die Wissenschaft bei Stephen King" von Lois Gresh und Robert Weinberg
dieses Niveau nicht einhalten. Der Erkenntnisgewinn ist hier eher vernachlässigbar, ein großer Teil der einzelnen Kapitel besteht in der Auflistung von Geschichten und Autoren, die das jeweils diskutierte Phänomen ebenfalls literarisch verarbeitet haben. Der Rest wirkte auf mich wie der sehr gezwungene Versuch, noch die hanebüchensten Elemente und Ereignisse in Stephen Kings Geschichten noch irgendwie erklären zu können. Das ist bedauerlich, denn an vielen Stellen hatte ich den Eindruck, daß dadurch Chancen verschenkt wurden, tatsächliches Wissen zu vermitteln.
Möglicherweise nehmen Gresh und Weinberg Stephen King auch ernster als er selbst es tut, der sich einmal als das literarische Gegenstück eines Bic Macs mit Fritten bezeichnete. Und seien wir ehrlich- diesen Selbstanspruch erfüllt er durchaus perfekt, er hat viele unterhaltsame und außerordentlich spannende Bücher geschrieben.
Nun ja, man muß nicht jeder trivialen Unterhaltung einen seriösen Anstrich geben, häufig ist triviale Unterhaltung auch einfach von sich aus... eben unterhaltsam.
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