Buchheim

"Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir. Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde" -Hildegunst von Mythenmetz

Samstag, November 05, 2011

Hier fängt die Geschichte an

Meines Erachtens ist Walter Moers ja ein Meister der letzten Sätze, wie er eindrucksvoll in mehreren seiner wundervollen Zamonien-Romane bewiesen hat. Auch der oben zitierte letzte Satz aus

"Das Labyrinth der träumenden Bücher" von Walter Moers

ist so ein kleines Meisterwerk, welches den Leser mit einem angenehm glücklichen und berauschten Gefühl in die Realität entläßt. Leider fällt das Werk ansonsten deutlich hinter der Vorgeschichte "Die Stadt der träumenden Bücher" zurück. Trotz gewohnt origineller Figuren und phantasievoller Abschweifungen erscheint vieles wie ein müder Aufguss. Die sehr lange Passage der Puppenspielvorführung ist im Grunde nichts anderes als eine Nacherzählung der früheren Erlebnisse von Hildegunst von Mythenmetz. Und die ursprünglich sehr originelle Idee der Benennung zamonischer Schriftsteller mit Anagrammen echter Literaten (Ohjann Golgo van Fontheweg! Dölerich Hirnfidler! Sanotthe von Rhüffel-Ostend!!) nutzt sich meines Erachtens mit der Zeit auch etwas ab und bekommt durch die Erweiterung auf Komponisten keinen grundlegend neuen Impuls.  Zumal hierbei die Möglichkeit fehlt, fiktive, aber das reale literarische Vorbild perfekt treffende Zitate einzustreuen. Eine witzige Rätselaufgabe ist es natürlich trotzdem (Evubeth van Goldwein  und Melodanus Graf Watzogam?).
Zwar ist dieses Buch deutlich besser als "Der Schrecksenmeister", allerdings halte ich das auch nicht für sonderlich schwierig. Nun hat Moers- eigener Auskunft nach aus Termingründen- das Labyrinth auf zwei Bände aufgeteilt, und es bleibt zu hoffen, daß er sich im zweiten Teil wieder steigert. Lesen werde ich den wohl auf jeden Fall.
Falls die Geschichte insgesamt enttäuschend bleibt, ist es wohl sinnvoller, sich der Erkenntnis zu stellen, daß das Zamonien-Universum keine wirklichen Wunder mehr hergibt. Selbst dann bleiben ja noch Rumo, Käpt'n Blaubär und die Stadt der träumenden Bücher als wirkliche Meisterwerke, bei denen es sich immer lohnt, sie noch einmal zur Hand zu nehmen.