Buchheim

"Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir. Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde" -Hildegunst von Mythenmetz

Sonntag, April 25, 2010

Im Wald war hoher Wellengang

Nach all der kriminologischen- und leider auch überwiegend enttäuschenden- Lektüre der letzten Monate nahm ich dankbar die wiederholt geäußerte Empfehlung eines netten Menschen an und wählte als Abwechslung

"Die dunkle Seite des Mondes" von Martin Suter

Künftig sollte ich wohl bereits bei der ersten Empfehlung auf besagten netten Menschen hören, der Roman ist einschränkungslos großartige Unterhaltung!
Die Handlung, in der ein bis dato erfolgreicher junger Wirtschaftsanwalt nach einem Trip mit halluzinogenen Pilzen nach und nach die Kontrolle über sein Leben verliert, ist dabei - wenn auch sehr spannend und gut beschrieben- fast nebensächlich. Ganz und gar wundervoll sind jedoch Suters treffende und entlarvende Charakterzeichnungen. Sowohl die Businesswelt der Juristen und Banker, als auch die alternative Esoterik- und Hippieszene nimmt er meines Erachtens extrem gelungen aufs Korn, ohne daß seine Beschreibung jedoch abfällig wirkt. Trotz aller Ironie scheint er seine Protagonisten stets zu mögen. Diesem Eindruck tut es erstaunlicherweise keinen Abbruch, daß mir persönlich niemand in diesem Roman sympathisch erschien.
Als nächstes werde ich mich wohl Suters "Business Class"-Geschichten widmen, die seit 1995 wöchentlich in der Züricher Weltwoche erschienen und mittlerweile in mehreren Büchern veröffentlicht sind.

1 Comments:

Blogger Esmeralda Beate Skiwskibowski said...

Meine Empfehlung für Herrn Suter kann ich nur noch einmal bekräftigen:

Nach einigen in der Tat ausgesprochen unterhaltsamen "Business Class"-Geschichten habe ich kürzlich "Small World" von ihm gelesen. Der Protagonist erkrankt hier an Alzheimer und findet im gleichen Maß, in dem er sich von der aktuellen Realität entfremdet, Zugang zu längst verschütteten Kindheitserinnerungen. Diese Erinnerungen sorgen für diverse Komplikationen und wachsende Nervosität unter den Menschen, die ein Interesse daran haben, daß die Vergangenheit auch vergangen bleibt.
Die Geschichte- auch hier nicht in erster Linie die "Kriminalhandlung" als zusammenhaltender Spannungsbogen- hat mich unheimlich berührt. im Grunde noch sehr viel mehr als "Die dunkle Seite des Mondes". Ich finde es beeindruckend, wie genau Suter offenbar wieder recherchiert hat.

8:30 PM  

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